Die Uhr
Irgendwo zwischen „überflüssig“ und „Luxus-Gadget“ verortet die deutsche Presse die Apple Watch (Übersicht auf Spiegel.de), die auf großer Bühne am Montag vorgestellt wurde. Wie viele wirklich dafür Geld ausgeben werden, um damit im Laden zu zahlen, in ein Flugzeug einzuchecken oder die Tür von ihrem Hotelzimmer oder Auto zu öffnen, bleibt abzuwarten.
Hat man das aber nicht seinerzeit auch übers iPhone gesagt? Man sollte ein solches Produkt nicht mit den Augen der heutigen Welt betrachten, sondern der morgigen, gibt der Analyst Ben Thompson zu bedenken. Technik, die man direkt auf der Haut trägt, wird nach Regeln genutzt, die man heute noch nicht wirklich kennt. Genau so wenig wie man 2007 die Nutzungsszenarien und Spielregeln des mobilen Web kannte.
„Das bisher persönlichste Produkt“ von Apple lässt zumindest Bernd Graff auf süddeutsche.deerschaudern bei dem Gedanken, dass dieses Gerät den Körper seines Trägers so genau vermisst, dass es womöglich auch seinen emotionalen Zustand erkennen kann (mehr zum Thema hier). Graff befürchtet, dass Apple seine Kunden jetzt auch noch körperlich an sich bindet.
Biometrische Daten für einen guten Zweck macht zumindest Apples Research Kit verfügbar. Über dem neuen App Framework können Watch- und iPhone-Nutzer ihre biometrischen Daten anonym der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen (Golem.de). Die Idee scheint zu gefallen: Laut Bloomberg hatten sich in den ersten 24 Stunden nach der Ankündigung schon 11.000 Freiwillige für die Herzforschung der Uni Stanford gemeldet.
Ein Alibi, die Apple Watch auf Firmenkosten zu kaufen, lieferte Salesforce unterdessen schon am Montag. Über die Salesforce Watch App können Salesforce-Nutzer alle möglichen Daten und Statistiken aufrufen, mit Kollegen kommunizieren oder Rabatte genehmigen. Und ein „Wear Developer Pack“ gibt es auch. Spätestens dafür muss doch auch eine Uhr her.
IT-MANAGEMENT
Wie eine IT-Personalplanung mit Weitblick zu bewerkstelligen ist, erklärt Kienbaum-Berater Frédéric Cuny in der Computerwoche. Der Bebauungsplan für die IT sei in vielen Unternehmen schon längst Standard, jetzt könnten sie durch den Faktor Mensch auch die IT-Transformation gestalten. Cuny erklärt anhand eines Fünf-Stufen-Plans, wie das gehen soll.
Die Firmen-IT braucht neue Strukturen, wenn sie die digitale Transformation meistern will, finden Experten wie der ehemalige CIO der Deutschen Post in einem Artikel auf Business User. Neben dem Tanker Legacy IT, der zuverlässig den Laden am Laufen hält, brauche es einige Schnellboote, die mit neuen Technologien experimentieren dürfen – idealerweise eingebettet in den Fachbereichen.
TECHNIK
Facebooks RZ-Technik gibt’s bald zu kaufen. Seine Server- und Netzwerk-Designs hat Facebook ja bereits unter dem Open Compute Project veröffentlicht, jetzt kommt die Hardware von der Stange. Auf der OCP-Konferenz diese Woche wurde Sixpack vorgestellt, ein 100 Gibt/s Switch, der bald vom US-Hersteller Edge-Core vertrieben werden soll (Berichte in Datacenter Insider und silicon.de).
Das Märchen vom sicheren iOS versucht der Security-Spezialist Lookout mit Fakten zu widerlegen. Die Tatsache allein, dass Apps im Apple App Store vorher geprüft werden, bedeute nicht viel, wenn es Sicherheitslücken im Betriebssystem gibt. Die Prognose: 2015 wird für iOS ein ähnlich schwieriges Jahr wie es 2011 für Android war, die Hacker schießen sich gerade warm.
De-Mail bekommt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Als sichere Alternative für rechtsverbindliche Korrespondenz wurde De-Mail von der Deutschen Telekom gepriesen, Experten hatten berechtigte Zweifel am Verfahren. Jetzt bekommt es eine für den Nutzer einfach zu handhabende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf PGP-Basis (Spiegel). Ob’s hilft?
Zu guter Letzt
Ein sehr guter Kunde von SAP ist auch der US-Geheimdienst NSA, wie deutsche Journalisten jetzt herausgefunden haben (Zeit.de). Um die Wünsche der NSA zu erfüllen, soll SAP sogar Firmen übernommen haben. Die SAP Anwendervereinigung DSAG stellt jetzt die Frage, wie sicher denn die Daten in der SAP-Cloud sind (silicon.de).