Der letzte IT-Gipfel
Digitale Bildung, E-Government und Datenschutz waren die Schwerpunkte des diesjährigen IT-Gipfels in Saarbrücken (ab nächstes Jahr heißt er ‚Digitalgipfel‘). Hinter der harmonischen Fassade brodelte es zwischen Wirtschaft und Politik, weil letztere zu langsam agiert (Handelsblatt).
Deutschland droht die digitale Spaltung, weil es an digitaler Bildung fehlt (Netzpolitik.org). Jetzt will die Bundesregierung in den nächsten fünf Jahren 5 Milliarden Euro für die Ausstattung der Schulen locker machen, zudem eine bundesweite Bildungs-Cloud aufbauen (Zeit.de, FAZ).
Auch mit E-Government ist es nicht weit her – es fehlt an zentraler Koordination, Know-how und mal wieder an Investitionen (Süddeutsche). Nun sollen sogenannte ‚Digital Hubs‘ Konzerne, Startups, Mittelstand und Behörden miteinander vernetzen (heise.de).
Aus Datenschutz soll Datensouveränität werden, wenn es nach Kanzlerin Merkel geht. Allzu restriktiver Datenschutz verhindere neue Geschäftsmodelle von vornherein, sagte sie unter dem Beifall des Google-Chefs Sundar Pichai (FAZ).
Facebook-Falschmeldungen, Teil 2
Mark Zuckerberg wollte den Vorwurf nicht wahr haben. Dass Facebook Falschmeldungen verbreitete, die den Ausgang der US-Wahl beeinflussten, bezeichnete der Facebook-Chef letzte Woche als eine „verrückte Idee“. Inzwischen gibt es Beweise fürs Gegenteil (Süddeutsche, Zeit.de).
Seine eigenen Mitarbeiter widersprachen ihm. Nach Informationen von Buzzfeed ist das Problem längst bekannt und einige Dutzend von ihnen haben eine eigene Taskforce gegründet, um das Problem zu bekämpfen – gegen die explizite Weisung der Geschäftsleitung (FAZ).
Auch Google kam nicht ungeschoren davon. Nachdem am Wochenende ein ultrarechter Blog es geschafft hatte, mit einer Falschmeldung auf die Spitzenposition in Googles Suchergebnissen über die US-Wahl zu kommen, hat das Unternehmen Maßnahmen angekündigt (New York Times).
Sehr lesenswert (wenn auch auf Englisch): This Is How Facebook Is Radicalizing You(Buzzfeed).
Nachrichten
Gegen das neue BND-Gesetz geklagt hat Amnesty International. Die Verfassungsbeschwerde zielt vor allem gegen die Überwachung internationaler Telefonate, E-Mails und Chats auch ohne konkrete Verdachtsmomente (Spiegel).
WhatsApp kann jetzt auch Videotelefonie. Der populäre Messaging-Dienst zieht jetzt mit Skype, Google und Apples FaceTime gleich (Süddeutsche).
Russland sperrt LinkedIn. Das Business-Netzwerk ist nicht mehr erreichbar, weil es Daten russischer Bürger in den USA speichere, so der Vorwurf (t3n.de).
EU will Datenbank für Einreisende einrichten. ETIAS hat als Vorbild das ESTA-Verfahren der USA, nach dem Wochen vor Antritt der Reise ein ausführliches Online-Formular ausgefüllt werden muss (Tagesschau.de)
Apple bastelt an Augmented-Reality-Brille. Im Gegensatz zu Google Glass soll die Intelligenz im iPhone sitzen, nicht in der Brille selbst, sie soll lediglich Informationen projizieren. Als Basis könnte die Technologie des Münchner Startups Metaio dienen, das Apple letztes Jahr gekauft hatte (Golem).
Zu guter Letzt …
Joe Biden will Donald Trump nicht ins Weiße Haus lassen, ihm das WiFi-Passwort nicht verraten, ihn ins Klo sperren oder in Leuchtfarben „Michelle Obama 2020“ an der Decke über seinem Bett malen – die Liste von Twitter-Witzen, in denen der US-Vizepräsident dem neugewählten Präsidenten den Einzug ins Weiße Haus vermiesen will, ist lang und die Gemeinheiten amüsant und einfallsreich. Eine Auswahl davon im Spiegel.